Clemens von Reusner | Portrait

(c) Sandra Schade - Sandra Schade Fotografie

Die Verwendung ist ausschließlich für Pressezwecke und nur unter Nennung der jeweiligen Copyrightangabe gestattet.

Use is permitted exclusively for press purposes and only if the respective copyright is cited.

download high resolution image


Clemens von Reusner @ Sommerliche Musiktage Hitzacker 2021

 

Clemens von Reusner | Portrait

(c) Kay-Christian Heine/Sommerliche Musiktage Hitzacker kaychristianheine.com

Die Verwendung ist ausschließlich für Pressezwecke und nur unter Nennung der jeweiligen Copyrightangabe gestattet.

Use is permitted exclusively for press purposes and only if the respective copyright is cited.

download high resolution image

 

 


 

press feedback

 

Zur Uraufführung des elektroakustischen Werks "KRENE" schreibt Michael Hoeldke im Kulturmagazin faustkultur.de im September 2021:

 

Schubert ist im Jetzt

Clemens von Reusners KRENE

Von Michael Hoeldke

 

Für die „Sommerlichen Musiktage Hitzacker“ 2021 erhielt Clemens von Reusner, Jahrgang 1957, den Auftrag, eine elektroakustische Komposition zum Thema des Festivals „Schubert. JETZT.“ zu realisieren. Das Thema variiert das Motto „Tradition trifft Gegenwart“.

Wie begegnet ein Komponist von 2021 dem 1828 verstorbenen Schubert? Dessen Musik lässt sich durch Komponieren wohl kaum interpretieren. Und doch kann man seine Gedanken illuminieren und betrachten, indem man die eigene Rezeption eines Werks als Initialzündung für eine neue Komposition zugrunde legt.

Als Grundlage hat Clemens von Reusner Schuberts letzte Sonate Nr. 21 B-Dur, D 960 gewählt; sein eigenes elektroakustisches Werk hat er „KRENE“ (altgriechisch „Quelle“ oder „Brunnen“) genannt; es wird als lebendiges Scharnier zwischen zweitem und drittem Satz der Sonate eingefügt, im Ergebnis entsteht ein hybrides Werk von etwa siebzig Minuten Länge. Während der Klavierdarbietungen erhält der Aufführungsort Bühnenlicht, das Hören des elektroakustischen Teils findet bei Dunkelheit statt. Bei der Uraufführung von KRENE am 5. August 2021 in Hitzacker hat der junge Pianist Nicolas Namoradze den Live-Teil übernommen.

weiterlesen...

 


 

 

 

Zur CD "Ideale Landschaft" schreibt Ernst August Klötzke im Kulturmagazin faustkultur.de im Dezember 2020:

Wie Treibgut im Fluss

Von Ernst August Klötzke

Auf der CD „Ideale Landschaft“ finden sich elektroakustische Werke, die der 1957 geborene Komponist und Klangkünstler Clemens von Reusner zwischen 2011 und 2020 komponiert hat.

Im Booklet, das der CD beiliegt, beschreibt Bernd Leukert die durch den Titel der CD angedeutete grundsätzliche Problematik der Verknüpfung visueller und auditiver Eindrücke, deren sinnvolles [weil nicht wahllos Deskriptives (Anm. des Verfassers)] Zusammenwirken aus seiner Sicht ausschließlich über verschiedene Grade von Abstraktionen funktioniert.

Damit schafft er eine Verbindung zu den Anfängen der musique concrete, mit deren frühesten Erzeugnissen, etwa aus der Feder von Pierre Schaeffer, eine Poetisierung von Alltagsklängen geschaffen werden sollte, in denen die akustische Referenz jedoch deutlich als Vordergrund erkennbar blieb.

In diesem Kontext verstehe ich auch die vorliegenden Werke von Reusner. Sie repräsentieren eine gegenwärtige Sicht auf das, was als mögliche individualisierte epische Geschichten in der Nachfolge der großen Erzählung steht und deren Ausgangspunkt, wie von Reusner schreibt, nicht nur reale sondern auch virtuelle Klanglandschaften sind.

Gleich im ersten der fünf Stücke („Ideale Landschaft Nr. 6“, 2020), bei dem von Reusner auf strukturelle Zusammenhänge zu einer Radierung des grafischen Künstlers Ernst von Hopffgarten verweist, zeigt sich ein arioser Adagiocharakter, der mit der Konzentration auf Weniges eine Langsamkeit innehat, die trotzdem keine Ruhe suggeriert. Manche der Pausen erinnern an Ödön von Horváths Differenzierung der Stille als Ausdruck eines Konflikts unterschiedlicher Bewusstseinsebenen oder, um bei der Musik zu bleiben, verschiedener Nähen und Fernen der akustischen Ereignisse. In seiner Erscheinung davon verschieden zeigt sich „rückbau“ von 2011, nämlich wie ein im Hüllkurvenverlauf erstarrtes Ausklingen des aus einem Atemgestus gestalteten Anfangsimpulses – als ein komprimierter Agens-Klang – der sich weniger generiert als vielmehr sich wandelt und die konkreten Schläge des mechanischen Zerstörens als formal gliedernde Perspektivwechsel in die akustische Landschaft einschlagen lässt.

Wiederum eine andere Farbe steht bei „play sequence“ (2019) im Zentrum. Ausgehend von einem arpeggierten Cembaloakkord führt von Reusner kontrastreich in die Mechanik des Instruments, die mit einer akustischen Lupe das hervorhebt, was im instrumentenspezifischen Klang eher nicht gerne gehört wird, und konfrontiert dies im Sinne „räumlicher Kontrapunkte“ (von Reusner) mit mehr oder weniger erkennbaren „wirklichen“ Klängen des Cembalos. Die ebenfalls 2019 ausgearbeitete Komposition „draught“ wird von Clemens von Reusner als eine Folge akustischer Episoden bezeichnet, die „wie Treibgut im Fluss langsam vorüberziehen“. Das Werk, das als Auftragswerk im 30. Jahr nach Öffnung der Berliner Mauer entstanden ist, zeichnet sich, ähnlich wie „play sequence“ durch sinnliche Perspektivwechsel aus, die von Aufnahmen herrühren, die über und unter dem Fluss Elbe gemacht wurden. Nähe und Ferne des Erkenn- und davon Ableitbaren treten in einen Dialog, der in vom Pathos befreitem Kirchengeläut mündet.

Diese Glocken erinnern den Verfasser an eine Stelle aus Jean Pauls „Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz“, wenn es dort heißt: „…Dann schwankte er unter dem wie aus der Vergangenheit herüberklingenden Abendläuten ins Dorf hinein.“ Es scheint wie eine Überleitung zur fünften Komposition auf dieser CD, die 2012 entstanden ist und den Titel „de monstris epistola“ trägt. Von Reusner verweist damit direkt auf den Dichter und schafft eine Verbindung zwischen „dem romantischen Streben Jean Pauls“ und seiner Komposition, in der er eine Synthese zwischen „Hörbarem der heutigen akustischen Realität an den Orten der Kindheit und Jugend und (…) dort hinein Gedachtem“ schafft. Von einem glockenähnlichen Anfangsimpuls führt von Reusner zu Ausschnitten aus unserer Gegenwart: ein Spiel zwischen einer Welt im Spiegel und einer hinter den Spiegeln. Es bleibt dabei der Zuhörerschaft überlassen, mit welcher der möglichen Seiten sie sympathisiert, denn die ästhetische Qualität beider Perspektiven zeigt keine beeinflussenden Färbungen.

Durchweg Erfreuliches bietet diese CD mit Musik, die vom unaufgeregt sich Regenden geprägt ist. Keine Klischees lautmalerischer Landschaften, keine Behauptung irgendwelcher Abbildungen: sie, die Musik, genügt sich selbst und eröffnet damit Perspektiven, die an die Frische der Kunst des Cinquecento erinnern.

 

 

 

Gerado Scheige, in: Neue Zeitschrift für Musik 2/2021, S 79

Wie sieht eine ideale Landschaft aus? Für gewöhnlich springen einem in diesem Zusammenhang Bilder naturbelassener Umgebungen ins Auge: von Bergen umrandete Seen, türkisblaues Meer neben feinkörnigem Sand, eine in sich ruhende Schneewüste, kurzum Bilder, die einem Reisekatalog entsprungen sein könnten. Clemens von Reusners aktuelle, Ideale Landschaft betitelte Veröffentlichung mit elektronischen Kompositionen erinnert durch das reduzierte schwarz-weiße Artwork sogar an letzteres Beispiel.

Dabei liegt dem ersten Stück der CD, Ideale Landschaft Nr. 6 (2020), eine dem 32-teiligen Zyklus Variationen in G entnommene Radierung des Künstlers Ernst von Hopffgarten zugrunde. Und obwohl es von Reusner nach eigener Aussage «nicht um die ‹Vertonung› einer grafischen Vorlage geht», weisen beide Kunstwerke «doch strukturelle Gemeinsamkeiten» auf: Eine von ihnen ist zweifellos der Fokus auf die geometrische Form der Linie. In Ideale Landschaft Nr. 6 verweben sich die aus Synthesizerklängen und mithilfe der Programmiersprache Csound generierten Geraden allmählich zu dichteren Texturen. Während diese akustische Klarheit einerseits zeitlos wirkt, verweilt sie andererseits bisweilen zu sehr in nunmehr historisch gewordenen elektronischen Klanglandschaften der 1950er Jahre.

Ganz anders präsentiert sich beispielsweise das Stück play sequence (2019): Historisches wird hier äußerst versiert in die Zukunft übertragen, gewissermaßen als klangliche Teleportation. Dafür hat von Reusner das Spiel der Cembalistin Alice Humbert aufgezeichnet und sich verstärkt auf das aufnahmebedingte Geräuschmoment der Mikrofone konzentriert. Herausgekommen ist ein ebenso kraftvoller wie enigmatischer Ritt durch Raum und Zeit. Ähnlich spannend agiert das vierte der fünf auf Ideale Landschaft versammelten Werke: In draught (2019) eröffnet sich den Hörer:innen ein mit Händen schier greifbares Setting, das – so von Reusner im Werkkommentar – «auf vielfältigen Über- und Unterwasserklängen beiderseits der Elbe im östlichen Niedersachsen zwischen Hitzacker und Dömitz» fußt. Ideale Klanglandschaft mal anders, ganz ohne Reisekatalog.

 

 

 


 

 

 

Interview mit Ismael G. Cabral (Musica Contempoanea) für El Compositor Habla (The Composer Speaks)

 

 

 

 


SACD "electroacoustic works", Dr. Bernd Leukertfaustkultur.de 1/2019:

Wer kann schon mit Sicherheit sagen, woher wir unser musikalisches Gefühl haben? (...) Der Komponist Clemens von Reusner (...) lässt hören, wie Musikalität selbst in fast tonlosen Klangstrukturen hervortritt. Da kann auch eine Holztür als Klangquelle dienen (Anamorphosis), von Reusner macht über viele verwandelnde Bearbeitungsschritte ein elegant ablaufende, mit jeder Variante bedachte Komposition. (...) Von Reusner kriecht nie in den Klang hinein. Er schreibt von „fortschreitenden Veränderungen im Sinne motivisch-thematischer Arbeit“ (in „Dry Friction“), die er gern zwischen antithetischen, also recht klassisch konzipierten Klanggebilden verrichtet, ohne dass man auf den Gedanken kommt, etwas anderes zu hören als zeitgenössische Musik. Überhaupt ist man überrascht, von Ausgangsmaterialien der Stücke wie Metall, Beton, Glas zu lesen, die im Hörbild keine Spuren hinterlassen. Das nämlich ist ansprechend, abwechslungsreich und bereichernd.

 

 

 


 

 

 

SACD review "electroacoustic works" Ross Feller, Computer Music Journal Volume 43 | Issue 1 | Spring 2019 p.79-87 :

In Anamorphosis (2018), the first work on this collection, we hear carefully crafted, high-quality sounds and production techniques. Von Reusner has created a sonic universe in which unidentifiable sounds are used to form a highly compelling, plausible, artificial or virtual landscape. Sounds “appear” from nowhere, moving at various speeds and trajectories passing by the stationary listener. This is mostly accomplished by using gradual changes in amplitude and spatial positioning. It was sometimes difficult to tell whether separate events existed as part of a composite timbre or texture, or whether they were intended to be heard as separate entities. Von Reusner allows his materials to develop organically at a leisurely rate within through-composed forms that allow the listener sufficient amounts of time to become attuned to minute changes in the overall texture. This strategy draws the listener in from start to finish.

 

 

 

 


 

 

 

July 2019 "5:4" www.5against4.com :

In contemporary electronic music it can be hard to find a good balance between a robust sense of purpose while retaining the possibility of spontaneity. To an extent, the sculpted nature of fixed media works tacitly tends to enforce the former over the latter such that, like the dialogue in most movies, everything we hear is not merely interesting or relevant in the moment but necessary to the larger-scale direction of the work’s inner narrative. With that in mind, it’s been good to spend time with an anthology of electronic music by German composer Clemens von Reusner, where precisely this kind of balance between order and whim is demonstrated. (...)

Read the full article here.